Startseite
• Afridunga e.V.
__
Ziel und Zweck
__
Vorstand
__
Chronik
__
Veranstaltungen
• Partnerprojekt
__
Sheryl's in Kenia
__
Land/Gebäude
__
Verantwortliche
__ Projektbesuche

• Schwerpunkte
__ Nahrung
__
Gesundheit
__
Bildung
__
Entwicklung

• Mitmachen
__
Mitglied werden
__
Pate werden
__
Spenden
__
Banner verlinken
Kontakt
Links
Impressum

Lara Lehmann berichtet von ihren Erfahrungen bei Sheryl's in Kenia

März 2014

Die 20jährige Lara Lehmann aus Hohberg-Hofweier ist die erste "Praktikantin" von Afridunga und berichtet von ihren Erfahrungen und Eindrücken ...

... und nach insgesamt 22h kam ich an in diesem fremden Land, in Kenia. Am Flughafen stand eine wunderhübsche ältere Dame mit einem Schild in der Hand, auf welchem fett LARA stand. Das war meine Mama Rose, eine der herzlichsten Menschen die ich bisher kennen. Meine ersten Tage verbrachte ich in ihrem kleinen Zuhause in Nairobi. Ich aß Ugali (das Hauptgericht Kenias), lernte Mummys Familie kennen, wir tranken viel Chai, ich traf mich mit Mike (mein Gastbruder) oder ließ mir von Mimi (Mummys Enkelkind) die Haare frisieren. Wir gingen alle gemeinsam in ein Tierwaisenhaus, schauten uns die Stadt an und bereiteten uns auf unsere kleine Reise vor.

Am 13.02. ging es dann endlich auf die 10h Autofahrt an den Victoriasee. Dort wo ich meinen nächsten Monat verbringen werde, dort wo das Waisenhaus ist und dort, wo mein Abenteuer eine ganz neue Wende machte. Nachdem wir lange Staubwege mit einer wundervollen Landschaft hinter uns ließen, fuhren wir immer mehr in den Busch. Ja, selbst der Staubweg hörte irgendwann auf und wir fuhren mehr oder weniger durch wildes Gestrüb. Auf einem Berg direkt am See stand es dann, dieses schöne Haus, mein neuen Zuhause also. Ein tolles Haus, aber auch das einzige hier weit und breit. Meine Nachbarn leben hier hinter dem Busch in Stroh- oder Ziegenkothäusern. Nun bin ich also wirklich im tiefsten Afrika.

Bei meinem ersten Besuch im Orphanage, in welchem ich den nächsten Monat unterrichten werde (ja ich habe sogar meine eigene Klasse, krass oder?), habe ich Unglaubliches erlebt. Als ich durch die Klassen ging, um mich vorzustellen, traf ich nur ganz viele weiße Zähne an. Die Kids strahlten bis über beide Ohren. Durch die Klassenfenster konnte ich einige süße Äffchen beobachten, die draußen durch den Busch hüpften und wer mich kennt weiß, wie sehr ich Affen liebe.

Danach gab mir Mama Rose eine Aufgabe, die eigentlich nicht machbar war. Ich sollte die Kinder während dem Lunch ruhig halten, aufpassen dass niemand Faxen macht. Aber wie soll das denn funktionieren, wenn auf einer Seite des Raumes alle Kinder sitzen und versuchen zu essen, während auf der anderen Seite die Weise sitzt, die mit offenen Mündern angestarrt wird. Ein kleines Mädchen traute sich dann, zu mir zu kommen und mir die Hand zu geben. Plötzlich stürzten sich alle auf mich zu. Sie fassten mich an, sie rieben ihre Hände an mir um daran zu riechen und zeigten meinen Geruch allen anderen. Ein Mädchen war so durch den Wind, dass sie alles küsste was sie von mir in die Hände bekam. Andere Kinder wollten meinen Bauch sehen um zu wissen, ob dieser auch weis ist. Dass ich sowas wirklich erleben darf, unglaublich. Ich entdeckte ein kleines Mädchen, welches weinend auf dem Boden lag. So wie ich nun mal bin, ging ich zu ihr um sie zu trösten. Dass dies aber die Auswirkung hat, dass sich plötzlich alle Kinder heulend auf den Boden legen wusste ich natürlich nicht…

Zum Glück kam dann unser Aufpasser. Ein 18jähriger Bursche (dessen Name zu schwierig ist um ihn mir zu merken), welcher auf uns und das Haus aufpasst. Er hat dann wieder etwas Ruhe in die Situation gebracht. Da die Kinder leider kaum oder kein Englisch sprechen, ist die Kommunikation noch etwas schwierig. Es kommt ab und an zu Missverständnisse, beispielsweise fragte mich ein Kind in Kiswahili ob ich Schlangen esse. Da ich nur „Snake“ verstand hab ich selbstverständlich „aaah ja, snake“ gesagt. Nachdem mir aber Teacher Monica, die Lehrerin welche mir beim unterrichten unter die Arme greift, dann übersetzte, was die Kleinen mich da gerade fragten, haben wir das Missverständnis schnell geklärt. Auch beim Bleistift spitzen habe ich noch meine Probleme, denn mit einer einfachen Rasierklinge ist das nicht so einfach und führt ab und an zu lautem Gelächter in der Klasse… Aber das wird schon.

Am liebsten Unterrichte ich Mathe. Die Kids sind richtig gut und es macht mich stolz zu sehen, wie sie mit der Zeit versuchen, englisch zu sprechen. Nun, nach einem Monat, können sie mir ihre Namen, ihr Alter und ihre Klasse verraten. Manche sagen sogar „see you tomorrow“, andere übersetzen für die ganz Kleinen. Ja, ich bin stolz auf die Kleinen!

Mit den Spenden der Haupt- Werkrealschule in Hofweier konnten wir beginnen, den Kindern täglich Früchte zu verteilen. Die Kleinen sind, wie sie es auch in Ghana waren, richtig scharf auf den „Fruit-Snack“.

Abends gehe ich ab und an mit den Jungs (unsere Bodyguards) zum See, damit ich mir etwas die Umgebung ansehen kann. Beim ersten Mal hatten wir nach knapp 10 Minuten alle Kinder des Dorfes an uns gezogen, welche uns folgten, egal wo wir hingingen. Alle riefen „Mzungu, Mzungu“, die Weise. Ich musste oft an das Buch „die weise Massai“ denken, dort habe ich dieses Wort zum ersten Mal gelesen. Damals hätte ich nie gedacht, dass ich das auch mal hören würde. Alle Leute kamen aus ihren Hütten um mich anzusehen, einige rannten auf mich zu, fassten mich an oder versuchten mit ihren wenigen englischen Worten ein Gespräch aufzubauen. Ich war froh um meine Jungs, meine Aufpasser. Ohne sie wäre ich womöglich überrannt worden… Und überall strahlten die Menschen bis über beide Ohren (oder sie weinten, weil sie Angst vor mir hatten). Ich hätte nie gedacht, dass man nur durch seine Anwesenheit so viel auswirken kann.

Ich bin hier im Busch, im tiefsten Afrika und wie ihr euch denken könnt, ist das Leben hier nicht immer einfach. So schön und unglaublich das alles auch sein mag, gibt es hier Geschichten, die mich traurig machen und mich vor allem zum Nachdenken bringen. Viele der Kinder hier in Port sind HIV positiv. Die meisten der Kinder hier in Port haben keine Eltern mehr, da diese am HI-Virus gestorben sind. Somit leben sie bei Großeltern oder Bekannten. Ab und an sieht man ein Kind beim Lunch, die Hälfte des Essens in die Hose packen. Wenn man dann nachfragt oder sagt, „das Essen ist für dich“, dann sagt der kleine 5jährige Junge dir, dass Grandma zuhause nichts zu essen hat und er es gerne mit ihr teilen würde. Oder das kleine süße Mädchen muss abends bei Dämmerung zum See laufen, um Wasser für ihre Großeltern zu holen, da diese zu schwach sind… Ich bin so froh, dass ich hier sein kann, denn hier wird meine Hilfe 100% gebraucht.

Dank meiner Abschlussstufe des Wirtschaftsgymnasiums in Offenburg, mit welcher wir Geld gespendet haben, konnten wir Säcke voller Mais, Bohnen, Reis und auch Zucker, Öl, Feuerholz, Seife und Stahlwolle für die nächsten paar Monate für die Kinder kaufen. Auch Schulbücher und riesige Plakate mit dem Alphabet oder dem kleinen Ein-mal-eins konnten wir von diesem Geld besorgen. Dafür sind wir alle unglaublich dankbar!!!

Wir begannen auch, ein Dormitory zu bauen, damit die Kinder endlich hier im Heim wohnen können. Das Geld wurde von Afridunga aus Niederschopfheim zusammengesammelt. Wenn wir das geschafft haben, werden die Kinder hier endlich ihr eigenes Zuhause haben. Sie werden gemeinsam mit ihren Brüdern und Schwestern und einer Hausmama leben, haben ihren Platz zum spielen, haben etwas zu essen und zu trinken und haben auch eine Chance, eine schulische Ausbildung zu bekommen, was hier nicht selbstverständlich ist.

Weitere Projekte werden wir baldmöglichst in Anspruch nehmen. Hierzu trägt zum Beispiel meine Schwester bei, die eine Benefiz-Zumbaparty am 10.05. in Diersburg veranstalten wird. Die Einnahmen werden neben den Operationskosten für Johnson in Ghana, hier in Kenia eingesetzt. Falls ihr also an diesem Tag nichts zu tun und Lust auf Hüfte schwingen habt, lasst euch dort blicken. Ich bin euch unglaublich dankbar!!! Vielleicht schaffen wir es ja, ein weiteres Klassenzimmer zu bauen, das wäre doch was!

Das ist es also, das Leben in Kenia. Genau das wollte ich sehen, genau das wollte ich erleben. Ich sehe hier das, was man als Tourist nie sehen wird. Ich lerne die Menschen, das Land und die Kultur auf eine wahre Art kennen. Verfälscht kann hier definitiv nichts sein. Es gibt schlimme, schöne und viele unersetzbare Augenblicke, die mein Leben hier schmücken, es zu einem Ganzen machen. Und es erfüllt mich, denn ich weiß, dass ich nichts Besseres hätte machen können, als hier her zu kommen. Ich werde diese Augenblicke mein Leben lang nicht vergessen…